In den Fußstapfen von Jan Claesen

Prisca Visser ist eine Fotografin mit einer Vorliebe für die freie Natur. Für die Biesboschlinie geht sie regelmäßig hinaus, um Geschichten einzufangen. Sie war am Grab von Jan Claesen und erzählt uns alles, was man über einen Besuch in der Gegend von Andel wissen muss. Eine Geschichte voller Volksmärchen, Kaaie Poale, sowie eine Statue, die in der Silvesternacht 1980 gestohlen wurde.

Wenn ein Dorf schon seit Jahrhunderten besteht, gibt es dort zwangsläufig alte Volksmärchen. Diese Legenden oder Sagen wurden vom Vater an die Kinder weitergegeben. Denken Sie daran, dass es noch keine sozialen Medien oder Fernsehen gab, die Sie unterhalten konnten. Nachts war es oft nicht einmal hell genug, um zu lesen. Nach dem Abendessen kroch die Familie ans Feuer und erzählte sich Geschichten. Zur Belustigung aller wurden diese Sagen nach jeder Erzählung ein wenig spannender und fantasievoller. Eine dieser Volkserzählungen dreht sich um eine Figur, die heute als Puppe und durch ein Lied von Rob de Nijs berühmt geworden ist. Ich spreche von Jan Claesen!

Jan Claesen soll Trompeter in der Armee von Prinz Frederick Henry gewesen sein. Dieser Prinz war ein Sohn unseres Wilhelm von Oranien, und seine Armee kämpfte gegen die spanischen Besatzer. Eine solche Armee brauchte viele Soldaten. Jan mochte keine Gewalt und keinen Kampf, aber zum Glück konnte er Trompeter werden. Mit einer großen roten Feder, die an seiner Mütze flatterte, blies er jeden Abend das Zapfenstreichsignal in den Heeresquartieren. Zeit für den Gastwirt, den Zapfhahn aufzudrehen und die Soldaten in die Hosen zu schicken. Dieses kleine Leben passte Jan Claesen ganz gut. Aber dann kam es tatsächlich zu einer Schlacht! Jan musste die Spanier mit seinem Trompetenspiel verscheuchen. All das Elend auf dem Schlachtfeld war Jan Claesen nicht geheuer. Der Überlieferung nach verließ er die Armee und reiste zusammen mit seiner Frau Katrijn mit einem Puppentheater durch das Land. Denn Jan konnte andere Menschen wie die Besten unterhalten.

Wir wissen nicht, was mit Jan Claesen passiert ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass er und Katrijn viele Abenteuer im ganzen Land erlebten. Vom Jahrmarkt bis zum Pferdemarkt, es gab viele Orte, an denen sie ihr Puppenspiel aufführen konnten. Bis Jan Claesens Name wieder in der Geschichte auftauchte. Auf dem Friedhof in der Nähe des Romboutstoren in Andel befindet sich ein Grabstein mit Jans Namen darauf. Und nicht nur das, es wird auch genau beschrieben, wie Jan Claesen gestorben ist. Er wurde von 'einem van Breda und seiner Gruppe' ermordet, und zwar am Donnerstagabend, dem 5. Oktober, bei Sonnenuntergang. Könnte das derselbe Jan Claesen aus dem Lied von Rob de Nijs sein? Der Jan, der kein Geld hatte, kein Held war, aber mit Leib und Seele ein Trompeter war? Wir werden es sicher nie erfahren, aber das ist ja das Schöne an alten Volksmärchen.

An einem sonnigen Frühlingstag besucht Prisca das Grab von Jan Claesen. Der Turm von Rombout ist ein Überbleibsel der Kirche, die er einst war. Nur der imposante Steinturm, ein Teil der Mauer und eine kleine Kapelle stehen noch. Dass der Turm damals ganz aus Stein gebaut wurde, ist in dieser Region einzigartig. Der Rasen vor dem Turm ist mit lila und gelben Krokussen bedeckt. Um zum Grab von Jan Claesen zu gelangen, muss man links um den Turm herumgehen, Schilder weisen den Weg. Hier scheint es ruhiger zu sein, oder ist das nur ein Gefühl? Das Eisentor quietscht, als ich es langsam aufschiebe, die Kieselsteine knirschen unter meinen Schuhen. An der Steinmauer liegt ein großer flacher Stein mit der Inschrift, dass hier tatsächlich Jan Claesen liegen muss.

Vor dem Rombout-Turm in Andel steht ein Kunstwerk, das Jan Claesen als Trompeter darstellt. Eine andere Statue von Jan Claesen ist Gegenstand einer großen Kontroverse gewesen. Diese Skulptur steht nicht in Andel, sondern vor dem Fischereimuseum in Woudrichem. Diese detailgetreue Darstellung eines Armeetrompeters wurde 1977 vom Rotary Club gestiftet. Im Trubel der Silvesternacht 1980 wurde diese Statue gestohlen. Bei Tageslicht stellte sich heraus, dass nur noch der Sockel vorhanden war! Die Gemeinde Woudrichem erhielt einen Brief, in dem stand, dass Jan Claesen nach Andel gehörte. In der Nähe des Friedhofs in Andel stand ein Schild mit der Aufschrift "Jan gehört hierher". Später wurde die Statue in Andel wiedergefunden und auf dem Platz vor dem Fischereimuseum wieder aufgestellt, wo der kleine Mann seither munter Wind und Wetter trotzt.

Wenn Sie das Grab von Jan Claesen und den Romboutstoren besuchen möchten, können Sie dies problemlos mit einigen weiteren historischen Stätten in der Umgebung kombinieren. Am Fuße des Deichs finden Sie eine weitere Kirche mit einer besonderen Geschichte. Der Volksmund nennt diese Kirche nicht umsonst 'De Blaauw Kerk'. Wenn Sie heute an ihr vorbeigehen, ist nichts zu sehen, was darauf hinweist, dass sie blau ist. Das war um 1851 anders. Die Kirche wurde um ein Stück erweitert, und das gesamte Äußere erhielt einen neuen Verputzanstrich. Aufgrund eines Fehlers des Bauunternehmers bei der Mischung nahm die Kirche nach einiger Zeit eine blaue Farbe an! Dies wurde inzwischen behoben, und leider ist davon nichts mehr zu sehen.

Auf dem Hoge Maasdijk selbst haben Sie einen herrlichen Blick auf die Afgedamde Maas. In einer scharfen Biegung steht das alte Fährhaus 'De Zwaan'. Von hier aus schipperte man nach Rotterdam und Den Bosch. Das Haus diente lange Zeit als Gasthaus für Leute, die übersetzen wollten. Das Haus wurde 1632 erbaut, was bedeutet, dass Jan Claesen mit Sicherheit daran vorbeigelaufen ist, denn sein Sterbedatum ist erst 1634. Über der Tür befindet sich noch ein schönes altes Schild, das auf seine frühere Funktion hinweist. Jetzt ist es ein Wohnhaus und als nationales Denkmal ausgewiesen. Ein kleines, rundes Schild verrät mir, dass sogar Napoleon Bonaparte hier übernachtet hat!

Wenn Sie weiter den Deich entlang gehen oder fahren, finden Sie links im Straßenrand zwei alte, graue Pfosten. Das sind die Grenzpfähle, die früher die Grenze zwischen Altena und Heusden markierten. Im örtlichen Dialekt heißen sie "Kaaie Poale".

Unten können Sie eine Route herunterladen, die Sie durch Andel führt. Sie kommen auch an der Festung Gießen vorbei. Wenn Sie die Grenzposten und das Fährhaus sehen möchten, müssen Sie dem Hoge Maasdijk weiter in Richtung Veen folgen. Das sind 3 Kilometer mehr hin und zurück, aber ich kann Ihnen sagen, dass das in dieser schönen Umgebung keine Strafe ist!

Möchten auch Sie in die Fußstapfen von Jan Claesen treten? Hier finden Sie tolle Tipps:

- Wanderroute 'Rund um Andel'Diese Wanderung beginnt an den Wilhelmina-Schleusen. Entlang der Provinzstraße gehen Sie in Richtung Gießen, um über Fort Gießen nach Andel zu wandern. Auf dem Hoge Maasdijk angekommen, haben Sie einen schönen Blick auf den Fluss. Das Grab von Jan Claesen finden Sie auf dem Friedhof bei den Romboutstoren in Andel.
- Spar Food ClubBurgemeester van der Schansstraat 18 in Andel. Das Spar ist die richtige Adresse für ein leckeres Frühstück, Mittagessen oder einen schnellen Imbiss. Es ist von Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr geöffnet.
- Ein Buch ist geschrieben worden: Jan Claesen der Trompeter. Es ist bei der Drogisterij Verbeek, Beatrixstraat 23 in Andel, erhältlich.

Wussten Sie, dass die Gebäude in Andel weit in die Vergangenheit zurückreichen? Das auffälligste Gebäude ist der Romboutstoren mit seinem charakteristischen Backsteinturm. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert. Auch die Kirche von Andel hat eine lange Geschichte und wurde wahrscheinlich kurz vor 1300 erbaut.

Text und Fotos: www.priscavisser.nl. Hier finden Sie alle Blogs von Prisca.

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